Mir gefiel es zwar, dass jemand sich für mich interessierte, dennoch war ich noch nicht bereit für etwas Neues. L und ich waren erst wenige Monate getrennt. Ich hatte damals Schluss gemacht — nicht etwa, weil die Liebe weg gewesen wäre. Die Beziehung zwischen uns war von Anfang an schwierig.
Meine Alarmglocken? Unterdrückt, weil ich ihn so gern hatte
L. kam lange nicht von seiner Ex-Freundin los, ging aber dennoch eine Beziehung mit mir ein. Vermutlich, weil er genauso wenig alleine sein kann wie ich. Ich glaube auch, dass er mich wirklich mochte. Allerdings nicht so sehr wie sie und auch nicht so sehr wie ich ihn. Er war sicher froh mich zu haben: Es war immer jemand zuhause, wenn er heimkam und das Bedürfnis nach Nähe hatte, immer lag jemand in seinem Bett.
L. war eine schwierige Person, egoistisch und narzisstisch veranlagt, mit vielen depressiven Phasen. Er war der Meinung, die ganze Welt sei gegen ihn und niemand würde ihn verstehen. Mit nahezu jeder Person aus seinem und unserem Umfeld eckte er an — das lag laut ihm aber immer an den anderen, nie an ihm. Ich habe immer zugehört und versucht zu helfen, von Anfang an. War sogar verständnisvoll und habe ihn getröstet, als er mir erzählte, dass seine Ex-Freundin ihm nicht aus dem Kopf gehe. Meine Alarmglocken? Unterdrückt, weil ich ihn so gern hatte. Meine Bedürfnisse und Probleme durften nie Thema sein.
Hinzu kam, dass jede Frau interessanter für ihn war als ich und ich niemals gut genug. Er flirtete mit Frauen, wenn ich dabei war und erzählte mir ohne Weiteres, wenn eine Frau ihm gut gefiel. Was er mir damit antat, merkte er nicht. Komplimente bekam ich nie. Irgendwann fühlte ich mich nur noch klein und unattraktiv. Je länger wir zusammen waren, desto weniger fühlte ich mich wertgeschätzt. Er blieb meist die ganze Nacht lang weg. Wenn ich ihn an den Wochenenden fragte, ob wir etwas unternehmen wollen, sagte er, er hätte dafür keine Zeit, müsse so viel arbeiten — bis abends natürlich, als er die Wohnung wieder verließ, ohne mich. Ich könne ja mitkommen, sagte er, verstand dabei aber nicht, dass ich gerne auch mal gemeinsam mit ihm einen Abend planen wollte und nicht immer nur mitzukommen, wenn er zu seinen Freunden in die Kneipe geht. Dass ich auch gerne mal alleine mit ihm einen Abend verbringen wollte, weil wir schon unter der Woche so wenig Zeit zusammen hatten, war ihm egal. Spätestens zu dieser Zeit hätte ich endlich kapieren müssen, dass er mich nicht wirklich will. Habe ich wahrscheinlich auch, das jedoch gekonnt verdrängt. So verbrachte ich die meiste Zeit alleine und wurde immer einsamer und frustrierter. Schon Monate vor der Trennung war ich so unglücklich, dass ich wusste, dass eine Trennung unausweichlich ist und er sich niemals ändern würde. Mich zu trennen schob ich aber immer wieder auf und redete mir alles schön.
Ich habe oft versucht mit ihm zu reden, ihm zu sagen wie ich mich mit der Situation fühle, dass ich unglücklich bin. Er hat mich nie verstanden und versuchte mir einzureden, dass das alles meine Schuld sei. Ich sollte immer zuhause sein und bereits sehnsüchtig auf ihn warten, wenn er nachhause kam. Hatte ich selbst Pläne mit Freunden, war er sauer auf mich. Ständig unterstellte er mir, ich würde auf andere Männer stehen. Erst im Nachhinein ist mir klar geworden, dass er vermutlich sein eigenes Verhalten auf meines projizierte. Im Haushalt half er mir nie. Seine Ausrede war ständig: „Ich muss ganz dringend arbeiten“, wobei er eigentlich den ganzen Tag nichts anderes machte, als Joints zu bauen. Er mochte Ordnung und konnte kochen, erzählte mir voller Stolz, wie er früher Frauen bekochte — was er für mich nicht ein einziges Mal tat. Ich musste putzen, kochen, zusätzlich noch einkaufen, obwohl ich genauso viel arbeiten musste, wie er. Hätte ich das nicht übernommen, hätte es keiner getan. Nie hörte ich ein einfaches Danke oder eine andere Wertschätzung, im Gegenteil. Es gab immer irgendetwas zu bemängeln. Insgesamt war ich für ihn wohl nichts anderes als eine Putzfrau, zu der er sich abends schön ins Bett legen konnte. Erst als ich unmissverständliche Nachrichten fand, die nicht an mich gerichtet waren wusste ich, dass ich mich sofort trennen muss.
Ich trennte mich also, weil ich den letzten Funken Stolz nicht auch noch verlieren wollte. Für Außenstehende mag das unverständlich sein. Ich wusste, dass die meisten meiner Freunde sich den Satz „Trenn dich doch bitte endlich“ dachten, aber nie aussprachen. Sowas sieht man Menschen an, auch wenn niemand es wirklich ausspricht. Als es dann endlich vorbei war, war niemand sonderlich überrascht. Nach der Trennung brauchte ich erstmal viel Ruhe vor Männern.
Und dann kam M.
Fortsetzung folgt.
Die Geschichte ist frei erfunden. Ähnlichkeiten oder Bezüge zur Realität sind unbeabsichtigt.
Wann kommt endlich Teil 2? Wann?!?
Wow, ich bin wirklich davon ausgegangen, dass diese Geschichte nicht fiktiv ist. Sie fühlt sich für mich sehr real an. Und falls du so eine oder ähnliche Sitationen schon durchleben musstest tut mir das sehr leid für dich. Ich glaube das ist der schlimmste Albtraum eine Beziehung zu führen, die nie wirklich glücklich war.
Liebe Grüße,
Sarah (sasarinchen.blogspot.de)