Es ist vorbei. Als er die Worte sagt kann ich gar nicht richtig hinhören. In meinen Ohren rauscht es. Seine Stimme ist auf einmal so weit weg. War das jetzt real? Oder träume ich? In diesem Moment kann ich nicht mehr zwischen Realität und Traum unterscheiden. Ich stehe wohl unter Schock, was mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar ist. Ich muss mich setzen. Gestern war noch alles in Ordnung zwischen uns. Heute Morgen war noch alles in Ordnung zwischen uns. Dachte ich. Er hat mir etwas vorgemacht. Monatelang. Und ich habe bis zum letzten Moment nichts bemerkt.
Ich fühle mich total überrumpelt, hätte mich gerne auf die Trennung vorbereitet. Es ist besonders hart, wenn man es nicht ahnt. Mein Gesicht fühlt sich taub an. Ich verstehe jetzt was Menschen meinen, wenn sie metaphorisch von dem bekannten “Schlag ins Gesicht” sprechen. Denn genau so fühlt es sich gerade an. So langsam realisiere ich, dass er neben mir sitzt und wir uns in der Wirklichkeit befinden. Während mir das klar wird merke ich, wie sich meine Augen mit Tränen füllen. Ich weine leise. Noch. Erst als er zur Tür hinaustritt, ich die Tür schließe und mir klar wird, dass ich ihn nun zum letzten Mal gesehen habe, bricht es aus mir heraus. Es fühlt sich wirklich so an, als hätte mir jemand mein Herz herausgerissen. Ein unbeschreiblicher Schmerz durchfährt meinen Körper. Ich kann nicht mehr stehen, muss mich hinsetzen. Ich schreie. Kann nicht mehr aufhören zu weinen. Es hört nicht auf. Ich will, dass es aufhört. Mir ist schlecht. Ich bin kurz davor mich zu übergeben.
Nach einigen Telefonaten habe ich mich erst einmal etwas beruhigt. Mein ganzer Körper schmerzt. Warum tut mir alles so weh? Ich kann es nicht verstehen. Ich bin erschöpft vom vielen weinen und richtig müde. Also beschließe ich zu schlafen. Ich schlafe sofort ein. Der Traum ist so real. Er kommt darin vor und zwischen uns ist alles wie immer. Das ist schön.
Gegen vier Uhr morgens wache ich lächelnd auf und werde direkt von dieser Schwärze begrüßt. Ich bekomme Panik, fühle mich total allein auf der Welt, obwohl ich weiß, dass ich es nicht bin. Es ist überhaupt nichts wie immer. Es war ein Traum. Es ist vorbei. Ich kann nicht mehr schlafen und mein Körper schmerzt höllisch. Ich liege wach bis sieben Uhr und telefoniere erst mit Mama, dann mit Papa. Das beruhigt mich wieder etwas. Ich kann nicht aufstehen. Körper und Kopf lassen das nicht zu. Ich bin wie gelähmt. Dann beginnen die unkontrollierten Heulkrämpfe. Mein Körper schmerzt so. Ich bin damit beschäftigt mich zu fragen, was mein Leben nun noch für einen Sinn hat. Weshalb ich jetzt und morgen und die Tage danach überhaupt aufstehen soll.
An Essen ist nicht zu denken. Trinken geht immerhin. Als ich auf die Toilette muss, bin ich inzwischen so kraftlos, dass ich ins Bad krabble. Ab jetzt beginnen Monate ohne Hungergefühl und permanenter Übelkeit. Ich nehme zum ersten Mal intensiv die gegenseitige Abhängigkeit von Kopf und Körper wahr aber bin doch überrascht, wie sehr mein Körper darunter leidet, dass es in meinem Kopf in dieser Zeit nur noch schwarz ist.
Mir wird bewusst, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in der Lage bin, mich um mich selbst zu kümmern. Sogar das Haarekämmen fällt mir inzwischen schwer. Also packe ich mit letzter Kraft das Nötigste in meinen Koffer und setze mich in den nächsten Zug. Auf halber Strecke holt Papa mich ab. Ich bin erleichtert, nicht mehr allein sein zu müssen.
Dieser Text ist ungefähr 2 Jahre alt. Ich habe ihn damals geschrieben, weil ich festgestellt habe, dass das Aufschreiben meiner Gefühle die perfekte Therapie für mich ist. Falls ihr in einer ähnlichen Situation seid, kann ich euch nur dazu raten, alles aufzuschreiben, zum Beipiel in Form eines Briefes an die Person, den ihr niemals abschickt. Danach fühlt man sich tatsächlich befreit. Man überträgt alle negativen Gedanken auf ein Blatt Papier.
Ich hatte schon lange geplant, diesen Post auf meinem alten Blog zu veröffentlichen. Es war alles fertig, doch der Post blieb immer privat. Vermutlich war ich lange Zeit einfach noch nicht bereit, meine Gefühle von damals allen offenzulegen, war einfach noch zu verletzt. Heute, 2,5 Jahre später bin ich soweit, auch wenn es mir beim Lesen und beim Gedanken daran noch immer einen leichten Stich versetzt. Aber das wird sich vermutlich niemals ändern.
Wow, danke für deine Worte. Mir geht es gerade ähnlich und ich kann mir gar nicht vorstellen, dass es irgendwann mal besser wird. Aber dein Text hat mir geholfen. Ich weiß, dass ich damit nicht alleine bin und man lernt, mit der Zeit besser damit umzugehen.
LG, Carina
ich habe echt einen Kloß im hals gerade, ich war genau in so einer situation und dachte ich werde nie wieder lachen können. ist bei mir ca 2 Jahre her und ich habe eine gefühlte Ewigkeit gebraucht damit zurecht zu kommen. wenn man denkt alles wäre in Ordnung und plötzlich zerfällt die welt in tausend teile und nichts ist mehr so wie es einen tag vorher war. ich habe damals auch sehr stark abgenommen, essen ging nicht mehr. und entweder habe ich kaum geschlafen oder viel zu viel. und ich wusste nie was schlimmer war, das wach sein und zu wissen alles ist anders oder das schlafen und davon zu träumen wie es mal war. ich konnte mir gar nicht vorstellen mich in jemand anderen zu verlieben bzw überhaupt jemanden kennen zu lernen. ich habe mich noch niemals so einsam gefühlt wie in dieser zeit, auch wenn ich das gar nicht war. so schlecht in allen hinsichten habe ich mich in meinem ganzen leben noch nicht gefühlt und erst recht nicht auf so lange dauer. ich kann jedes wort in deinem post verstehen. nachdem das passiert ist, wusste ich was es heißt wenn einem das herz “zerreißt” oder man morgens gar nicht mehr aufstehen möchte und keinen sinn mehr sieht in seinem leben. unkontrollierte heulkrämpfe , Übelkeit , Panik. liebe Anka ich finde diesen post so so privat und gut, dass du ihn teilst, ich glaube viele suchen nach Verständnis in solchen Situationen und wie du auch in deinen snaps sagst, menschen die das noch nicht erlebt haben, die können das einfach nicht verstehen bzw. manche menschen sind stärker als andere. ich glaube das hilft vielen sich weniger allein zu fühlen. und zu wissen, der tag kommt an dem man wieder lachen kann.
fühl dich gedrückt und liebste grüße
Elina <3
Richtig toller Text, sehr real geschrieben ! Du hast mir die Geschichte zwar schon erzählt, aber das so nochmal zu lesen versetzt mich auch in meine Trennungszeit zurück. Sehr emotional! 😘😘
wowwwwwwwwwwwwww a…wahnsinn…
wie ehrlich du das schreibst.
mega viel gefühl
ich bin ganz geflasht
Ein sehr schöner Text, der das Gefühl sehr gut beschreibt, wie es ist, wenn es nicht mehr ist, wie es einmal war. Ich hatte diese Erfahrung schon sehr früh gemacht und habe lange gebraucht, wieder soviel Liebe in eine Beziehung zu stecken, wie ich es damals getan habe. Mit meinem Freund heute war das ein langer Weg bis wir da waren, wo wir jetzt sind, aber es hat sich gelohnt. Das Wichtigste ist, dass man sich die Zeit nimmt, die man braucht. Egal was Freunde und Familie sagen. Aber auch den Mut hat, wieder Vertrauen zu können in die Liebe.
Danke für den Text! <3
Nachdem ich dein Video auf youtube gesehen habe, wollte ich mir auch einmal deinen blogpost zu diesem Thema anschauen. Bin gerade in einer ganz ähnlichen Situation und fühle mich durch deine Worte total verstanden. Ich erkenne auch einige Parallelen zu dem, was du in deinem Video über den Verlauf der Beziehung berichtet hast — natürlich ist da jede Beziehung anders, aber es hat mir geholfen, zu sehen, dass andere Leute da ähnlich ticken.
Was ich eigentlich nur gerne sagen möchte: Ich bin sehr froh, auf dein Video und den Post gestoßen zu sein, denn er hat mir in meiner momentanen Situation sehr geholfen! Auch wenn ich teilweise noch in der Schockstarre bin und erst richtig begreifen muss, was das alles bedeutet, macht es mir Mut, zu hören, dass auch andere (wohl leider fast jeder Mensch irgendwann im Leben) in solch einer Phase ist und man es mit der Zeit und mit viel Liebe sich gegenüber wieder aus dem Loch raus schafft!
Daher vielen vielen Dank für deine offene Art, mit diesem persönlichen Thema umzugehen.
Ich wünsche dir alles Gute!
Mel